Skip to main content

Initiative Selbsthilfe Multiple Sklerose Kranker e. V.

Die Enzymtherapie bei Multipler Sklerose

Frau Dr. med. Ch. Neuhofer (früher Salzburg, heute Lech Luna, Frankreich) ist selbst an Multipler Sklerose erkrankt und hat seit vielen Jahren die Enzymtharapie bei sich selbst und etwa 800 Patienten angewandt. Sie schreibt u.a.:

Die oft nur geringe Wirksamkeit dieser verschiedenen Therapien verbunden mit doch erheblichen Nebenwirkungen führt zu einer höchst unterschiedlichen Akzeptanz bei den Patienten. Es ist daher verständlich, dass sowohl von Patienten wie auch von Therapeuten alternative oder komplementäre nebenwirkungsarme Therapieformen gesucht werden. Eine wirksame und praktisch nebenwirkungsfreie Behandlung der MS bietet die Therapie mit Enzymgemischen.

Therapeutische Perspektiven mit Enzymgemischen

Die jahrelange therapeutische Erfahrung bei der Behandlung meiner über 800 MS-Patienten mit entsprechenden Falldokumentationen hat zur Überprüfung der Behandlungsergebnisse im klinischen Versuch geführt. Dr. U. BAUMHACKL kommt in seiner offenen Studie - Enzyme versus Azathioprin - zu dem Schluss, dass bei gleicher oder sogar etwas besserer Wirkung der Enzymtherapie sicher eine wesentlich bessere Verträglichkeit zu erwarten ist. Dies hat dazu geführt, dass derzeit eine European Study on Enzym Therapy in Multipie Sclerosis (ESEMS) durchgeführt wird, an der 22 neurologische Zentren aus 10 europäischen Ländern teilnehmen. Die Studie wird im Oktober 1998 abgeschlossen, erste Ergebnisse werden Anfang 1999 erwartet.

Die Vorstellungen darüber, wie Enzyme möglicherweise wirken können, sind nicht mehr rein spekulativ. In der Induktionsphase, in der aktivierte T-Lymphozyten durch den Körper patrouillieren, die Blut-Hirn-Schranke passieren und Kontakt mit dem ZNS aufnehmen können, findet eine Aktivierung enzephalitischer T-Zellen statt. Es konnte bewiesen werden, dass Trypsin und Papain eine solche T-Zell-Aktivität zu bremsen vermögen. P. V. LEHMANN, Cleveland Ohio, konnte nachweisen, dass das Enzymmischpräparat Phlogenzym® in vivo die Anti-MBP-T-Zellantwort autoreaktiver T-Zellen hemmt und gleichzeitig die costimulierenden Adhäsionsmoleküle verringert. Dabei wird die Reaktionsbereitschaft der T-Zellen nicht unterdrückt Immunsuppression), sondern die Aktivierungsschwelle verschoben (Dosis-Wirkungskurve). Phlogenzym® bewirkt eine Herabsetzung der Antwortbereitschaft der T-Zellen. Gleichzeitig konnte LEHMANN auch nachweisen, dass diese Wirkung dosisabhängig ist, was die individuell sehr unterschiedliche Dosierung der Enzyme erklärt: Je mehr autoaggressive T-Zellen im Gehirn agieren, desto stärker ist die entzündliche Läsion und desto mehr Adhäsionsmoleküle müssen abgespalten werden.

Geringe Nebenwirkungen

In hohen Dosen kann es zu Völlegefühl, Blähungen und vereinzelt Übelkeit kommen. Dies lässt sich durch Verteilen der Dosis über den Tag vermeiden.

Allergische Reaktionen (zum Beispiel auf Bromelain - Ananas) treten selten auf und bestehen in einem Exanthem am Stamm. Sie klingen nach Absetzen sofort wieder ab. Es kann zu harmlosen Veränderungen des Stuhls in Beschaffenheit, Farbe und Geruch kommen.

Kombinationsmöglichkeiten mit anderen Therapien

Es besteht die Möglichkeit, Enzyme mit praktisch allen zur Diskussion stehenden Therapieformen der MS zu kombinieren. Meiner Erfahrung nach besteht jedoch eine sehr stark eingeschränkte Wirkung der Enzyme bei gleichzeitiger Gabe von Azathioprin (Imurek C), weshalb ich von einer Kombination beider Medikamente abrate. Eine Erklärung dieser Wirkungsminderung konnte bisher nicht gefunden werden.

Sehr gut lässt sich die Enzymtherapie mit allen anderen naturheilkundlich orientierten Therapieformen kombinieren. Besonders bewährt sich die "mikrobiologische Achse": Enzyme - Vitamine - Spurenelemente - Mineralstoffe.

Therapiempfehlung mit Enzymgemischen beim akuten Schub

Alleinige Systemische Enzymtherapie

Eine alleinige systemische Enzymtherapie ist im akuten Schub möglich mit Phlogenzym® 3 x 4 Dragees und WOBE-MUGOS® E 3 x 2 Tabletten für mindestens 1 Woche. Bei einer deutlichen Besserung der Symptome kann die Wobe-Mugos-Medikation bei gleichbleibender Phlogenzym®-Dosierung bis zum völligem Abklingen des Schubes langsam reduziert werden. Im weiteren Verlauf ist auch eine langsame Reduktion der Phlogenzym®-Medikation möglich, bis die Erhaltungsdosis erreicht ist, die individuell verschieden hoch und vom Patienten selbst sehr gut eingeschätzt werden kann. Die Erhaltungsdosis liegt meist bei 5-6 Tabletten pro Tag, die auf 2-3 Gaben verteilt werden sollten. In Ausnahmefällen kann auch auf eine einmalige tägliche Gabe übergegegangen werden. Als langfristiger Kombinationspartner hat sich A-E-Mulsin® forte 6 Tropfen[Tag (während des Essens) bewährt.

Kombination von Prednisolon mit systemischer Enzymtherapie

Bei gleichzeitiger Prednisolon-Bolustherapie wird auf die Wobe-Mugos-Medikation verzichtet und lediglich mit 3 x 2 Tabletten Phlogenzym® therapiert. Nach Beendigung der Cortisongaben wird die Phlogenzymdosis systematisch bis auf 3 x 4 Tabletten gesteigert und wie bei der alleinigen Enzymtherapie weiter verfahren. Nach der Stabilisierung folgt auch hier die Reduktion bis zur Erhaltungsdosis.

Bei dem geringsten Anzeichen einer Verschlechterung der Krankheit muss sofort wieder die Dosis erhöht werden, bei Verdacht auf einen neuen Schub gleichzeitig wieder mit der Wobe-Mugos-Therapie begonnen werden.

Der enorme Vorteil der Enzymtherapie liegt darin, dass es zu keiner Gewöhnung kommt und dass man, wenn notwendig, sofort mit einer Erhöhung der Dosierung reagieren kann. Es lässt sich oft nicht klar beurteilen, ob es einfach eine vorübergehende Verstärkung bestehender

Ausfälle ist, oder ob es sich um einen neuen Schub handelt. Mit dieser praktisch nebenwirkungsfreien Therapie kann man risikolos frühzeitig reagieren.

Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass man prophylaktisch bei belastenden, schubauslösenden Situationen therapieren kann. Virusinfekte, psychische und physische Stress-Situationen, Operationen, Herdsanierungen usw. benötigen eine erhöhte Enzymgabe, um Reaktionen zu vermeiden. Höhere Enzymgaben werden von mir auch während Urlaubsaufenthalten in klimatisch wärmeren Regionen (eine Woche vor Urlaubsbeginn bis zwei Wochen nach Urlaubende) gegeben. Schwangerschaften sind für MS-Patientinnen meist kein Problem, die kritische Zeit beginnt erst unmittelbar nach der Entbindung und dauert ungefähr ein Jahr. Auch in diesem Fall reagiert man am besten mit einer erhöhten Einnahme von Enzymen, die auch bei stillenden Müttern keinen negativen Einfluss auf den Säugling befürchten lassen.

Impfungen, vor allem gegen Polio, Grippe, FSME und Hepatitis B, sind, wenn sie nicht zu vermeiden sind, unter einem entsprechenden Enzymschutz zu geben. Schubauslösende Effekte von Impfungen werden sehr kontrovers diskutiert. Die Hepatitis-B-Viruspolymerase zum Beispiel stimmt in seiner Ami'nosäuresequenz mit Teilsequenzen des basischen Myelinproteins überein und konnte im Tierversuch zerebrale Läsionen auslösen ("molecular mimicry").

Nach Ausklingen der Belastungsphase kann man wieder langsam auf die bewährte Erhaltungsdosis zurückgehen, die ohne Bedenken über Jahre eingenommen werden kann.

Therapie des chronisch-progredienten Verlaufes

Ich empfehle das langsame Einschleichen der Enzymgaben mit beispielsweise 3 x 1 Tabletten Phlogenzym® und eine wöchentliche Steigerung bis zu 3 x 4 Tabletten. Nach Erreichen der vollen Dosis beginne ich wieder bis zur Erhaltungsdosis zu reduzieren. Bei zu hoher Anfangsdosierung kann es zur Verstärkung der Symptome kommen. Als Therapieziel ist vor allem die Verlangsamung und der Stillstand der Krankheit zu erreichen.

Bei einigen Patienten ist es notwendig, mit WOBEMUGOS® E (oder WOBE-MUGOS® Th Klistieren) zu kombinieren, insbesondere wenn sich die Symptomatik auch nach Einnahme von Phlogenzym® über mehrere Wochen noch nicht entscheidend gebessert hat (z. B. 2 x 3 Klysmen/ Tag oder 3 x 2 WOBE-MUGOS® E Tabletten). Nach Eintritt der Besserung wird zuerst Wobe-Mugos® reduziert (Wochen für Woche) und schließlich abgesetzt. Anschließend die Phlogenzym® Dosis angepasst.

Derzeit wird in vielen Kliniken der chronisch progressive Verlauf mit Methotrexat - ähnlich der Basistherapie bei rheumatoider Arthritis - behandelt. Die Enzymtherapie kann damit problemlos kombiniert werden.

Das Wiederherstellen des biologischen Gleichgewichtes mit Hilfe von Vitaminen, Spurenelementen und Mineralstoffen ist enorm wichtig. Es kann zeitweise eine orale Substitutionstherapie mit den entsprechenden Wirkstoffen notwendig sein. Die wichtigste Maßnahme ist außerdem eine gezielte Ernährung, die Mangelzustände verhindert und somit das Immunsystem unterstützt. Es werden immer wieder verschiedene Diätformen angeboten, die dem Patienten oft jedoch zu große Einschränkungen abverlangen.

Meiner Ansicht nach ist eine Ernährung wichtig, die dem Patienten alle notwendigen Stoffe zuführt, aber es ihm auch ermöglicht, bei Familienfesten mitzuessen, ins Restaurant zu gehen, kurz - sich nicht als Außenseiter zu fühlen. Eine fleischarme, fischreiche Vollwertkost mit hohem Anteil an rohem Gemüse und Obst, mehrfach ungesättigten Fettsäuren in Form von kaltgeschlagenen Ölen, Nüssen usw. erscheint mir hier am günstigsten. Es ist selbstverständlich, dass Rauchen vermieden werden sollte, gegen ein gelegentliches Glas Wein oder Bier ist allerdings nichts einzuwenden.

Eine kausale Behandlung der Multiplen Sklerose ist nach wie vor nicht möglich. "Behandeln" bedeutet daher sehr oft ein lebenslanges "Begleiten" des Kranken. Die hier erwähnten therapeutischen Maßnahmen bieten zum gegenwärtigen Zeitpunkt die beste Möglichkeit, diese Krankheit positiv zu beeinflussen und zu stabilisieren.

Dr. med Chr. Neuhofer
Die Behandlung ist allerdings wirkungslos bei Patienten, die bereits für einige Zeit mit Azathioprin, ACTH oder Corticosteroiden behandelt worden sind, entnehmen wir der Veröffentlichung „Therapien der Multiplen Sklerose“ (siehe unten). Und weiter heißt es hier: Die Therapie soll im wesentlichen nicht toxisch sein. Die intravenöse Injektion von Fremdproteinen birgt aber immer ein erhebliches Risiko. Für eine umfassende Beurteilung dieser Therapie fehlen bisher die Daten.

Das IFMSS Therapeutic Claims Committee kommt zu dem Schluss, dass es keine allgemein akzeptierte wissenschaftliche Grundlage für diese Therapie gibt.

Zusammengestellt von Hans Derichs aus folgenden Veröffentlichungen:

  1. Dr. med. Chr. Neuhofer: "Enzymtherapie bei Multipler Sklerose", Hufeland-Journal 2/1986, Seite 47-50
  2. Christine Neuhofer, W. van Schaik: „Pilotstudie zur enzymischen Bestimmung zirkulierender Immunkomplexe im Serum von Patienten mit Multipler Sklerose“, Die Medizinische Welt 1987, 38, 1241-3
  3. Ch. Neuhofer: "Autoimmunerkrankungen; Multiple Sklerose, Amyotrophe Lateralsklerose, Colitis ulcerosa", EHK 38 (7) 1989, 451-454
  4. Dr. med. Rudolf Inderst: "Die Enzymtherapie", Dokumentation der besonderen Therapierichtungen und natürlichen Heilweisen in Europ, Zentrum zur Dokumentation für Naturheilverfahren e.V.: Im Auftrag des Niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft, Technologie und Verkehr, Herausgeber: Forschungsinstitut Freie Berufe
  5. Prof. Dr. Hubert Mörl: "Gute Erfolge bei der Behandlung von Venenleiden und Multipler Sklerose", Medizinisch-wissenschaftliche Informationsdienste Nr. 52, 19. März 1991
  6. Dr. Ulf Baumhackl: "Behandlungsalternative bei Multipler Sklerose", Bericht über die 12. Arbeitstagung in Oldenburg am 27. Okt. 1990
  7. Olaf Hebener: "Fundamente der Hoffnung, Theorie und Therapie der Multiplen Sklerose", The World of Books Ltd., ISBN 3-932977-02-5
  8. William A. Sibley, M.D.: "Therapien der Multiplen Sklerose",, Neuauflage (2002)

Ersteinstellung: 15. Juni 2004, Zuletzt überarbeitet: 1. März 2006