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Initiative Selbsthilfe Multiple Sklerose Kranker e. V.

Fatigue bei MS - Niedrige Amyloidvorläuferprotein-Werte könnten bei der Diagnose helfen

Red., Blickpunkt-Ausgabe 03/2022

Dass das Amyloid-Precursor-Protein (APP) in der Pathogenese der Multiplen Sklerose eine Rolle spielt, wird schon seit einigen Jahren diskutiert. Der aktuellen Studie eines schwedischen Forscherteams zufolge könnte es sich auch als Biomarker eignen, um eine MS-assoziierte Fatigue zu diagnostizieren und damit klar von anderen Formen der Fatigue abzugrenzen.

APP

Bei dem Makromolekül Amyloidvorläuferprotein (Amyloid-Precursor-Protein, APP) handelt es sich um ein Protein, dessen Funktion noch nicht umfassend geklärt ist. Es ist auf der Membran von Nervenzellen zu finden – man nimmt an, dass es bei der Bildung von Synapsen eine Rolle spielt und die Interaktion zwischen Zellen, die Kommunikation der Zelle mit ihrer Umgebung sowie die Übertragung von Signalen in der Zelle beeinflusst. Spaltet sich das Protein auf, entstehen kleinere Einheiten, die neuroprotektive und remyelinisierende Eigenschaften haben, als Beta-Amyloide aber auch die Entstehung kontinuierlich neurodegenerativer Prozesse wie bei der Alzheimerdemenz oder der Multiplen Sklerose begünstigen können.

Studienergebnisse und Möglichkeiten

Im Rahmen ihrer Studie, die gezielt nach einem Biomarker gesucht hatte, der die MS-Fatigue von anderen Formen der Fatigue abgrenzen hilft, fanden die Forschenden heraus, dass bei MS-assoziierter Fatigue das APP in der Cerebrospinalflüssigkeit (CSF, auch Liquor) der Probanden (überwiegend Menschen mit schubförmig remittierender MS) deutlich reduziert war. Je niedriger die Werte, desto stärker war die Fatigue bei den Betroffenen ausgeprägt – gestörte APP-Stoffwechselprozesse begünstigen demnach also eine Entwicklung der Fatigue.

Etwa 80 Prozent der MS-Betroffenen leiden unter der Fatigue, die von der MS herrühren, aber auch als davon unabhängiges Krankheitsbild auftreten kann. Hierbei kommt es ohne Vorzeichen zu extremer Müdigkeit und Antriebslosigkeit, eine Erschöpfung, die über mehrere Tage unvermindert andauern kann. APP als Biomarker wäre somit eine neue Möglichkeit, subjektive Fragebögen (als bislang einzige Methode zur Fatigue-Diagnostik) um einen objektiveren Test zu erweitern. Zudem besteht durch Folgestudien die Hoffnung auf die Entwicklung neuer Wirkstoffe, die die Fatigue reduzieren helfen, bzw. das Syndrom in seinem Ursprung besser zu verstehen.

Quellen

  • Chandra, A. 2015. Role of amyloid from a multiple sclerosis perspective: A literature review, abrufbar im Internet unter www.karger.com/Article/Abstract/375309.
  • Johansson, K. 2022. Cerebrospinal fluid amyloid precursor protein as a potential biomarker of fatigue in multiple sclerosis: A pilot study, abrufbar im Internet unter www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2211034822003583.
  • Matias-Guju, J.A., 2016. Amyloid proteins and their role in multiple sclerosis, abrufbar im Internet unter www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4814935/.