Reisen mit MS
Christiane Fischer, Blickpunkt-Ausgabe 03/2023
Reisen bedeutet Lebensqualität! Ob die Reise Sie nach Amerika, Namibia, Portugal oder in den Schwarzwald führt, ist eine Frage des Geschmacks. Auch für Menschen mit MS.
Einige Gedanken vorab
Wohin soll es gehen und was will ich erleben? Am Strand entspannen, Natur, Kultur und gutes Essen genießen oder neue Menschen kennenlernen? Welche Temperaturen sind angenehm oder gerade noch erträglich? Ist Sicherheit die Priorität? Oder steht die Abenteuerlust im Vordergrund?
Unter Umständen braucht es für solche Vorhaben einfach ein wenig mehr Planung als üblich. So können Menschen mit einer körperlichen Behinderung z. B. in den USA sehr gut reisen, barrierefreie Restaurants und Hotels sind hier Standard und öffentliche Einrichtungen dazu verpflichtet, barrierefreie Zugänge anzubieten. Aber auch für andere, in dieser Hinsicht weniger gut organisierte Länder wie Indien oder Namibia gibt es spezielle Reiseanbieter*innen, die eine passende Unterkunft oder Rundreise vermitteln können. Oder man plant selbst und achtet darauf, ob Unterkunft und Verkehrsmittel auf die eigenen Bedarfe ausgerichtet sind bzw. ob die Menschen vor Ort als hilfsbereit gelten, wie das z. B. in Indien oder Bangladesch der Fall ist. Auch Kreuzfahrten können mit eingeschränkter Mobilität eine Möglichkeit sein, um Reisen unkomplizierter zu genießen und etwas von der Welt zu sehen.
Medizinische Aspekte
Die Frage, ob und inwieweit eine medizinische Versorgung – insbesondere auch eine neurologische Betreuung – im gewünschten Reiseland gewährleistet ist, stellt sich insbesondere auch dann, wenn man auf Medikamente angewiesen ist. Diese sollten stets in ausreichender Menge für die gesamte Reisedauer mitgenommen werden, Immuntherapeutika müssen ununterbrochen gekühlt werden. Eine Bescheinigung (Therapiepass) über die medizinische Notwendigkeit der mitgeführten Medikamente auf Deutsch und Englisch und eine von Ihrer Neurologin/Ihrem Neurologen abgestempelte Zollerklärung sollten Sie jederzeit griffbereit haben.
Auch Impfungen stehen auf der To-Do-Liste – hier ist generell einige Wochen vorher zu prüfen, ob ein ausreichender Impfschutz besteht und ob im Reiseland spezielle Impfungen vorgeschrieben sind bzw. empfohlen werden. Vorsicht ist bei einer sogenannten Lebendimpfung (also mit einem Impfstoff, der eine geringe Menge abgeschwächter, aber lebendiger, d. h. reproduktionsfähiger Krankheitserreger enthält) geboten. Während eines Schubs oder unter einer immunsuppressiven Therapie sind Lebendimpfstoffe nicht zu empfehlen, somit fallen alle Länder weg, die solche Impfungen (gegen Gelbfieber) vorschreiben. Totimpfstoffe können dagegen jederzeit verabreicht werden – zu bedenken ist nur, dass der Impferfolg unter einer immunmodulatorischen Therapie eingeschränkt sein kann. Nach der Impfung kann man aber eine Titerkontrolle (d. h. eine Bestimmung über das Blut, die zeigt, ob im Körper genügend Antikörper vorhanden sind) vornehmen lassen.
Üblicherweise können Arzneimittel zur Malariaprophylaxe ohne Bedenken hinsichtlich der MS-Medikation eingenommen werden, allerdings ist auf die Möglichkeit von Interaktionen zu achten.
Gut versichert
Wenn man während der Reise medizinische Hilfe in Anspruch nehmen muss, ist es gut, abgesichert zu sein. Der Abschluss einer Auslandskrankenversicherung ist für Reisen in außereuropäische Länder deshalb uneingeschränkt zu empfehlen – diese sollte jedoch unbedingt auch chronische Erkrankungen, also die MS und ihre Behandlung, abdecken. Auch eine Reiserücktrittsversicherung, die medizinische Gründe abdeckt, hat sich bewährt.
Haben Sie Lust bekommen zu verreisen? Dann können Sie mich zu meinen Telefonsprechstunden (dienstags von 10:00 bis 12:00 Uhr und donnerstags von 14:00 bis 16:00 Uhr) unter 0157-35469070 anrufen. Als Reisemedizinerin berate ich Sie sehr gerne.
Ihre
Christiane Fischer