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Initiative Selbsthilfe Multiple Sklerose Kranker e. V.

Keine Angst vor dem Badumbau! : Ein schönes, barrierefreies Bad ist immer möglich

Manfred Eccarius, Blickpunkt-Ausgabe 02/2017

Ungefähr drei bis fünf Mal pro Woche bekomme ich einen Anruf mit der Frage nach einem barrierefreien Badumbau. Manchmal, weil jemand einen Unfall hatte, oder weil eine Krankheit fortschreitet. Selten sind auch Anrufer dabei, die sich auf Alter oder Krankheit vorbereiten, oder einfach aus ästhetischen Gründen ein barrierefreies Bad einbauen lassen, weil es gut aussieht. Allen diesen Menschen kann geholfen werden.

Der Eine hat sich Gedanken gemacht und Informationen eingeholt, der Nächste ist total unbedarft, ein Anderer braucht ganz schnell einen Umbau, weil er nach einem Unfall aus der Reha kommt und wieder ein Anderer ist falsch beraten worden. Leider. Dies kommt einfach zu oft vor. Hier sind die Installateure und Fliesenleger oftmals in ihrem Fachwissen gefangen und schauen nicht über den Tellerrand. Hier ist ein ganz großes Potenzial zur Verbesserung der Beratungsqualität vorhanden. Immer wieder höre ich „geht nicht … gibt‘s nicht … machen wir nicht“ usw. Dabei ist es ganz einfach: Es geht fast alles! Man muss nur wissen, wie und welche technischen oder baulichen Veränderungen zum Erreichen des Zieles, meines/Ihres Zieles ausgeführt werden müssen.

Gewusst, wie!

Natürlich muss jeder Handwerker auch auf die kaufmännische Seite seines Unternehmens schauen. An einer Duschwanne verdient er wahrscheinlich mehr, als an einem gefliesten Duschboden. Dazu später mehr.

Ist das barrierefreie Bad ein Wunsch und soll mein Leben bereichern oder ist es eine dringende, sofortige Notwendigkeit? Eine wichtige Frage, denn bei dem Wunsch nach einem barrierefreien Bad kann Frau und Mann sich mit dem Umbau länger beschäftigen und auch mehrere Angebote prüfen. Oder benötigt man von jetzt auf gleich durch Krankheit oder Unfall ein barrierefreies Bad? Wichtig ist, dass ein barrierefreies Bad nicht unbedingt wie ein Bad in einem Krankenhaus aussieht, sondern auch ein Wohlfühlwaschplatz sein kann.

Was bedeutet eigentlich „barrierefrei“ in diesem Zusammenhang?

Dies ist in der DIN 18040/II geregelt. Nachzulesen zum Beispiel im Internet unter https://nullbarriere.de/din18040-2.htm. Hierbei wird unterschieden zwischen einem öffentlich genutzten Raum, wie z. B. Krankenhäuser und öffentliche Häuser, und dem privaten Bereich.

Im privat genutzten Bereich, wie z. B. in Ihrer Wohnung, kann von den Angaben abgewichen werden, wenn sie nicht gewünscht oder bei einem Umbau zu teuer werden würden. Ein Beispiel: Um ein Maß von 130 cm in einer Dusche Länge der Bodenumrandung zu erreichen, müsste eine Mauer um 10 cm versetzt werden, was Umbaukosten von mehreren tausend Euro nach sich ziehen würden. Diese Maßnahme wäre unverhältnismäßig teuer, um einen minimalen Nutzen zu bekommen. Hier ist es hilfreich, den Verstand einzusetzen und eine Lösung ohne DIN-Maße zu suchen.

Ganz egal, wie lange die Vorplanung dauert. Das Ziel sollte immer ein Bad sein, in welchem Mann und Frau sich auch wohlfühlen. In vielen Zeitschriften und auch im Internet kann man sich inspirieren lassen. Man kann auch in seinem Bekannten- und Freundeskreis nachfragen, ob es bereits Erfahrungen gibt und wie das Problem gelöst werden konnte.

Den richtigen Umbaubetrieb finden

Nun wieder zu den Umbaubetrieben: Falls man keinen Fachbetrieb oder ähnlichen Handwerksbetrieb kennt, so kann man im Bekannten- und Freundeskreis nachfragen. Pflegedienste haben meist auch Kontakt zu solchen Betrieben. Sanitätshäuser arbeiten manchmal ebenfalls mit einer Umbaufirma zusammen. Sollte man in einem Verein organisiert sein, so kann auch hier wahrscheinlich eine Hilfe angeboten werden. Anfragen sollte man bei einem Betrieb, welcher sich mit barrierefreien Umbauten auskennt, oder darauf spezialisiert ist. Es gibt Sanitärfachbetriebe, die sich gut mit diesen Umbauten auskennen.

In einem Telefonat kann ruhig nach der Erfahrung in diesem Bereich gefragt werden. Wichtig ist immer auch, auf das eigene Gefühl zu hören, wenn ein Beratungsgespräch geführt wird:

  • Wird auf das individuelle Problem eingegangen?
  • Werden Schutzmaßnahmen für den Rest des Bades und der Wege in der Wohnung bzw. im Haus angeboten?
  • Wird auf die Möglichkeit des befliesten Bodens im Nassbereich hingewiesen, oder muss angeblich eine Duschwanne installiert werden? Sollte der Berater auf einer Wanne bestehen, so sollte nicht mit ihm zusammengearbeitet werden, da er wahrscheinlich nicht objektiv beraten kann.
  • Es ist wichtig, dass bei einer barrierefreien Dusche eine fachgerechte Abdichtung ausgeführt wird. Viele Betriebe können das nicht oder wollen unbedingt eine Duschwanne verkaufen.
  • Wird auf Dreck hingewiesen?
  • Wird eine Zeit für den Umbau angegeben?
  • Werden mehrere Möglichkeiten für den Umbau genannt?
  • Wird die Größe des Duschbereichs nach dem tatsächlichen zur Verfügung stehenden Platz beraten, oder wird hier auf vorgegebene DIN-Maße für Wannen hingewiesen?

Weitere Vorbereitungen

Das sind viele Fragen, und es gibt noch mehr. Fragen Sie sich, ob Sie gut beraten worden sind, ob auf Ihr persönliches Bedürfnis eingegangen wird. Schauen Sie sich Fotos von Bädern an, gehen Sie nach Möglichkeit in eine Bäderausstellung und unterhalten Sie sich mit Bekannten, Arbeitskollegen und anderen Mitmenschen, welche ihr Bad umgebaut haben.

Hilfe kann man auch bei den Wohnanpassungsberatungsstellen der Gemeinde oder der Stadt bekommen. Hier gibt es geschultes Personal, welche gerne bezüglich Umbauten beraten. Zuschüsse können auch dort erfragt werden. Um den Zuschuss, der bis zu 4000 Euro betragen kann, zu bekommen, muss man eine Pflegestufe haben. Hier ist direkt bei der Kranken- oder Pflegekasse anzufragen.

Ganz wichtig: Haben Sie keine Angst. Gehen Sie, mit Spaß und Neugier an Ihr Projekt heran. Fragen Sie. Bringen Sie sich ein. Nutzen Sie Zuschüsse. Dann wird auch Ihr Bad für Sie schön. Hören Sie auf Ihre innere Stimme.

Gerne helfe ich Ihnen. Schreiben Sie mir oder rufen Sie mich an: Manfred Eccarius, Sachverständiger für barrierefreies Planen und Bauen HTWG, Auf der Letteilung 2, 64342 Seeheim Jugenheim, Internet: www.idee-wohnen.eu, E-Mail: info@idee-wohnen.eu, Telefon: 06257 5060851