Remyelinisierung durch Antihistaminika?
Clemastinfumarat im Blick
Blickpunkt 04/2019
MS-typische Symptome wie Sensibilitäts- und Funktionsstörungen sind die Folge von Entzündungsprozessen und Schädigungen an den Myelinscheiden. Zur schnellen Reizweiterleitung umwickeln und isolieren diese normalerweise die Axone mancher Nervenzellen und werden unter anderem von Oligodendrozyten im zentralen Nervensystem (ZNS) gebildet. Werden die Myelinscheiden zerstört, unterbricht dies nach und nach die Reizweiterleitung. Diverse Medikamente beeinflussen diese MS-spezifischen Entzündungsprozesse zwar immunmodulatorisch, haben aber keine regenerativen Fähigkeiten, obwohl die Möglichkeit einer körpereigenen Wiederherstellung der neuronalen Funktion (auch Remyelinisierung) gegeben wäre. Der Wirkstoff Clemastinfumarat hat in einer experimentellen Studie in diesem Bereich ermutigende Ergebnisse erzielt.
Chlamydiose als Ursache der Multiplen Sklerose
Überlegungen zu einer antibiotischen Therapie
Von David Wheldon
(Aus dem Englischen übersetzt von Kathrin Grüner)
Dass Multiple Sklerose (MS) eine mysteriöse Erkrankung mit verblüffenden Eigenschaften ist, wird seit über einem Jahrhundert von zahlreichen Autoren immer wieder bestätigt – sei es etwa durch den französischen Pathologen Jean-Martin Charcot in der Mitte des 19. Jahrhunderts oder dem britischen Neuropathologen David Oppenheimer in den 1980er Jahren, mit dem ich in Oxford zusammenarbeiten durfte. Aufgrund seiner Beobachtungen zu familiären Häufungen, Besonderheiten in der geografischen Verbreitung sowie chronischen Entzündungsreaktionen in den kleinen Blutgefäßen des Gehirns kam er zu dem Schluss, dass es sich bei MS nicht um eine primäre Autoimmunerkrankung, sondern um eine von außen eingebrachte multifaktorielle Erkrankung handelt, die entsprechend zu therapieren ist.
Für mehr Transparenz im Ärztewesen
Zuwendungen durch die Industrie sollten offengelegt werden
Blickpunkt 3/2019
Dass Pharmakonzerne Ärztinnen und Ärzten sowie Gesundheitseinrichtungen Milliardenbeträge für Honorare, Spesen und andere Leistungen zukommen lassen, ist kein Geheimnis. Möchte man sich allerdings gezielt einen Überblick darüber verschaffen, ob sich durch bestimmte Zahlungen möglicherweise Interessenkonflikte ergeben, stößt man schnell an Grenzen. Die Initiative unbestechlicher Ärztinnen und Ärzte MEZIS e. V. fordert daher eine Verpflichtung zur Offenlegung bon finanziellen oder geldwerten Zuwendungen durch Arznei- und Medizinprodukthersteller. Sie macht auch auf Schwierigkeiten des Informationsprojekts „Euros für Ärzte“ der Journalistenvereinigung CORRECTIV aufmerksam, welches die Zuwendungen an zentraler Stelle für interessierte offenzulegen versucht.
Durchbruch in der MS-Forschung?
Zum Verständnis der Schädigung der grauen Hirnsubstanz
Blickpunkt 2/2019
Bei der Multiplen Sklerose stand bisher die durch Immunzellen verursachte Schädigung der weißen Hirnsubstanz im Fokus der Forschung, obwohl man schon länger vermutet hatte, dass Symptome wie Fatigue oder kognitive Störungen auch auf eine Beteiligung der grauen Hirnsubstanz hinweisen. Forschende der Universitätsmedizin Göttingen haben nun ein Modell entwickelt, anhand dessen neue Krankheitsmechanismen entdeckt und Schädigungsprozesse der grauen Hirnsubstanz erstmals systematisch so erforscht werden können, dass sich in Zukunft geeignete therapeutische Gegenstrategien entwickeln lassen.
Für einen Wandel der ärztlichen Fortbildungskultur
Die Initiative unbestechlicher Ärztinnen und Ärzte MEZIS e. V. zieht nach der Aufgabe des CME-Anbieters Omniamed ein gemischtes Resümee
Blickpunkt-Ausgabe 1/2019
Der Einfluss der pharmazeutischen Industrie auf das Gesundheitswesen, insbesondere auch auf den Bereich der Ärztefortbildungen, bleibt ungebrochen. Gleichzeitig sieht sich die Initiative durch positive Signale aus den Landesärztekammern sowie der Aufgabe des führenden kommerziellen CME-Anbieters Omniamed auf ihrem Weg bestätigt und startet das Aktionsbündnis Fortbildung 2020 – ein Bündnis für unabhängige ärztliche Fortbildung.
Handlungsbedarf im Bereich gesponserte Fortbildungen
IHochpreisig gesponserte Ärztefortbildungen, eine Leitlinien verfassende Autorenschaft mit finanziellen Verflechtungen zu pharmazeutischen Unternehmen, Anwendungsbeobachtungen, die das Verschreibungsverhalten der Ärzteschaft steuern, gezielte Marketingkampagnen, die Erkrankte verunsichern und Ängste schüren – angesichts dieser Zustände forderte die Ärztliche Geschäftsführerin von MEZIS, Dr. med. Christiane Fischer, unlängst anlässlich des Welt-Antikorruptionstages Organe der ärztlichen Selbstverwaltung und medizinischen Fachgesellschaften auf, wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um „unserer berufsrechtlichen Pflicht zur Wahrung der heilberuflichen Unabhängigkeit Geltung zu verschaffen!“ Als Beispiel nannte sie unter anderem die Fortbildungsordnungen der Ärztekammern, die nach wie vor das Sponsoring von Ärztefortbildungen erlauben. Diese allerdings, so Dr. Fischer, dienten allein dem Marketing der Industrie und nicht der objektiven Information für die Ärzteschaft. Von Pharmafirmeninteressen geleitete Fortbildungen verhinderten damit eine gute Patientenversorgung, führten generell zu einer Fehlversorgung und nachweislich zu höheren Arzneimittelausgaben.
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Mykotherapie
Zum Einsatz von Vitalpilzen bei Multipler Sklerosen
Blickpunkt 4/2018
Vitalpilze spielen sowohl im asiatischen als auch im europäischen Kulturraum bereits seit Jahrhunderten eine wichtige Rolle bei der natürlichen Vorbeugung und Behandlung von unterschiedlichen Krankheiten. Sie schützen vor oxidativem Stress, wirken entgiftend und enthalten Vitamine und Spurenelemente. Durch Vitalpilze in Gang gesetzte, immunstärkende Prozesse und Wirkmechanismen, die auch bei MS von zentraler Bedeutung sind, wurden in den letzten Jahren verstärkt mit naturwissenschaftlichen Methoden untersucht und können demzufolge im Rahmen einer Mykotherapie physische und psychische Auswirkungen der Krankheit positiv beeinflussen.
Was sind Vitalpilze?
Die Life SMS-Methodik
Ein Konzept zum eigenverantwortlichen Umgang mit Multipler Sklerose
Von Dipl.-Physiker Anno Jordan und Prof. Dr. med. Jörg Spitz, Blickpunkt-Ausgabe 02/2018
Das Projekt Life-SMS (Lebensstil-Strategien bei MS) betrachtet das Thema MS unter einem systemischen Ansatz. Auf Basis verfügbarer wissenschaftlicher Studien zum Themenkomplex Lebensstil, Umwelteinflüsse und Stabilisierung des Systems Mensch – speziell des Immunsystems – wird eine Methodik entwickelt, die unabhängig von und kompatibel mit jeglichen medikamentösen Therapien ist. Die Life-SMS-Methodik eröffnet Betroffenen die Möglichkeit, eigenverantwortlich mit der Krankheit umzugehen und das Dogma der Unheilbarkeit zu überwinden.
Einleitung
Wie alle Leser sicher wissen, ist die Multiple Sklerose (MS) eine entzündliche Krankheit des zentralen Nervensystems des Gehirns und des Rückenmarks, die mit Entmarkungsherden (Schädigung der Markscheiden der Nervenfasern) einhergeht. Da diese Schädigungen von Patient zu Patient unterschiedlich verteilt und ausgeprägt sind, sind die damit verbundenen Symptome ebenso unterschiedlich ausgeprägt und stark. Die mit der MS verbundenen Auswirkungen auf die Lebensqualität reichen von leichten Einschränkungen bis hin zur fortschreitenden Behinderung. Wichtig für die Betroffenen ist oft die Frage nach der Krankheitsentstehung und immer die damit verbundene Frage nach den Behandlungsmöglichkeiten. Heute wird die MS gemeinhin als Autoimmunerkrankung betrachtet, bei der das fehlprogrammierte Immunsystem körpereigene Zellen angreift und zerstört. Unabhängig davon gilt aber, dass die fehlerhafte Programmierung des Immunsystems eine oder mehrere Ursachen haben muss, die sich dann in Form einer unerwünschten (Auto-)Immunreaktion auswirken. Im Unterschied zu einer Computerprogrammierung läuft die Ausbildung des Immunsystems evolutionär und über lange Zeiträume ab. Sie wird bestimmt durch den Kontakt mit der Umwelt, den individuellen Stoffwechsel, die genetische Disposition des Individuums und die Funktion des Gehirns selbst.
Was ist Cochrane?
Verlässliche Gesundheitsinformationen als Grundlage für informierte Entscheidungen
Von Bernd Meixner, Blickpunkt-Ausgabe 03/2017
Als unabhängiger Verein sind wir stets auf der Suche nach ebenfalls (hauptsächlich von der Pharmaindustrie) unabhängigen Einrichtungen, sodass wir eine unabhängige Berichterstattung sicherstellen können. Das Netzwerk Cochrane bietet medizinische Informationen, deren Vertrauenswürdigkeit und Qualität international anerkannt sind. In diesem Zusammenhang möchten wir auch auf eine Untersuchung von Cochrane hinweisen, die analysiert, inwieweit der Nutzen und die Sicherheit einer möglichst frühen Behandlung von Multipler Sklerose mit Medikamenten gegeben sind.
Die Einrichtung Cochrane
Cochrane ist benannt nach dem britischen Arzt und Epidemiologen Sir Archibald Leman Cochrane. Seine Überlegungen zur Überprüfung von Therapien in Studien und die Aufbereitung dieser Ergebnisse in systematischen Übersichten stellen einen gedanklichen Ausgangspunkt für die Gründung von Cochrane im Jahr 1993 dar. In den vergangenen zwanzig Jahren ist unter diesem Namen ein globales, unabhängiges Netzwerk von klinischen Forschern, Ärzten, Methodikern, Angehörigen der Gesundheitsfachberufe und Patienten entstanden, das sich für bessere Gesundheit durch bessere Informationsmöglichkeiten einsetzt.
Vitamin-D-Therapie nach Dr. Cicero Coimbra
Ein persönlicher Erfahrungsbericht von Christina Kiening
Von Christina Kiening, Blickpunkt-Ausgabe 02/2017
Im Mai 2015 erhielt Christina Kiening die Diagnose Multiple Sklerose. Als Personalberaterin in einer Pharmafirma erkundigte sie sich bei Kollegen aus der Forschung nach Therapien. Von einer pharmakologischen Basistherapie rieten sie ihr ab: Der Nutzen sei fraglich, die Nebenwirkungen schwer. Ein Milliardengeschäft, aber ethisch fragwürdig. Darum hatte die betroffene Firma alle MS-Medikamente verkauft. Trotz alternativer Versuche mit Homöopathie, Darm- und Zahnsanierungen, ketogener Ernährung und Meditation verschlechterte sich ihr Zustand bis zur Berufsunfähigkeit. Doch dann begann Christina Kiening mit der Einnahme von Vitamin D, was ihr guttat. Sie stieß bei Recherchen auf den brasilianischen Arzt Prof. Dr. Cicero Coimbra, der MS-Patienten mit extrem hohen Dosen Vitamin D behandelt – nach Erfahrungsberichten von Patienten sehr erfolgreich. Im Folgenden die Geschichte von Christina Kiening, die nach ihren eigenen positiven Erfahrungen mit der hochdosierten Vitamin-D-Therapie diese vielen Betroffenen bekannt machen möchte.
Die Krankengeschichte
Ich bin vermutlich seit dem Jahr 2002 an MS erkrankt. Nach einem ersten merklichen Schub mit Empfindungsstörungen und Einschränkungen der gesamten linken Körperhälfte sowie zwei Sehnerventzündungen habe ich jedoch eine Lumbalpunktion verweigert und den „Verdacht auf MS“ quasi erstmal acht Jahre lang ignoriert. Das ging ziemlich lange ziemlich gut, ich hatte außer gelegentlichen Empfindungsstörung und etwas Schwindel keine klaren Symptome oder wirklich spürbare Schübe. (Auch, wenn mein MRT später eine andere Realität zeigen sollte.) Oft werde ich gefragt, ob ich gerne früher Gewissheit gehabt hätte. Ich glaube meine Antwort ist auch rückblickend: Nein.
Warum hat mir das keiner vorher gesagt?
Ein Erfahrungsbericht Wissenswertes über Diagnose und Prognose bei MS
Von Bernd Meixner, Blickpunkt-Ausgabe 3/2016
Im Mai fand in den Räumen von Rehability ein Themenseminar Multiple Sklerose statt. Dort hielten Dr. Jutta Scheiderbauer (TAG) und Dipl. Psych. Christiane Jung (TIMS) sehr interessante Vorträge rund um das Thema Multiple Sklerose. Die Initiative Selbsthilfe Multiple Sklerose Kranker e. V. war dort mit mehreren Teilnehmenden vertreten. Dr. Jutta Scheiderbauers Vortrag hatte die Überschrift: „Warum hat mir das keiner vorher gesagt? Wissenswertes über Diagnose und Prognose bei MS“.
MS-Register zu unbehandelten MS-Kranken
Im Grunde genommen ging es bei dem Vortrag um eine Analyse von MS-Registern von unbehandelten MS-Betroffenen. Es ist besonders schwierig, an solche Daten zu kommen, weil heutzutage direkt nach Erstdiagnose zu einer sogenannten Immuntherapie (Frühtherapie) geraten wird. Dennoch gibt es mindestens vier MS-Register mit unbehandelten Patienten:
• London/Ontario: 1.099 Betroffene, Datenerhebung 1972-2000
• British Columbia: 2.837 Betroffene, Datenerhebung seit 1980
• Lyon: 1.844 Betroffene, Datenerhebung 1957-1997, durchschnittliche Erkrankungsdauer elf Jahre
• Göteborg: 308 Betroffene, Datenerhebung 1950-1989